Wegen der Krise im Rüstungsbereich baut der Luft- und Raumfahrtkonzern EADS europaweit 5800 Stellen ab, davon allein 2600 in Deutschland. Der Standort Unterschleißheim in Oberbayern soll verkauft werden, wie das Unternehmen am Montag mitteilte. Durch Verlagerung von Mitarbeitern und das Ausscheiden von Zeitarbeitern solle der endgültige Personalabbau bei 1000 bis 1450 Stellen liegen. Die IG Metall kritisierte die Möglichkeit betriebsbedingter Kündigungen.
EADS-Chef Tom Enders hatte harte Einschnitte in der Rüstungssparte bereits angekündigt. Die Sparte leidet unter den Sparzwängen von Staaten und in der Folge unter Auftragsrückgängen. Der deutsche Konzernchef begründete den massiven Stellenabbau nun damit, dass die "traditionellen Märkte schrumpfen". Daher müssten "dringend" neue Märkte erschlossen werden, und die Wettbewerbsfähigkeit müsse erhöht werden.
Zudem will sich EADS neu strukturieren und ab Januar drei Sparten unter dem Namen Airbus führen: Den zivilen Flugzeugbauer Airbus, den Hubschrauberhersteller Airbus Helicopters (bisher Eurocopter) und die Rüstungs- und Raumfahrsparte Airbus Defence and Space, in der Airbus Military, die Raumfahrtabteilung Astrium und der Rüstungsbereich Cassidian zusammengelegt werden.
Die Zentrale der künftigen Airbus Defence and Space soll Ottobrunn bei München werden, wie EADS mitteilte. An der Spitze wird der Deutsche Bernhard Gerwert stehen, bisher Chef von Cassidian. Aus dem Werk Unterschleißheim sollen den Angaben zufolge tausend Mitarbeiter nach Ottobrunn verlagert werden, weitere 200 bis 300 an andere Standorte in Süddeutschland.
In Frankreich sollen nach Angaben aus Industriekreisen etwa 1700 Stellen wegfallen, in Großbritannien 700 und in Spanien 600. Vom Abbau der insgesamt 5800 Stellen sind 4500 festangestellte Mitarbeiter und 1300 Leiharbeiter betroffen, wie die französische Gewerkschaft Force Ouvrière mitteilte. EADS hob hervor, dass für betroffene Mitarbeiter bei Airbus und Eurocopter bis zu 1500 Stellen bereitgestellt werden sollten.
Betriebsrat und Gewerkschaft skeptisch
In einer am Abend in Frankfurt veröffentlichten Erklärung äußerten sich der EADS-Betriebsrat und die IG Metall "skeptisch" zu den Plänen. "Insbesondere die Ankündigung, dass man beriebsbedingte Kündigungen nicht ausschließt, verärgert uns", hieß es. "Betriebsbedingte Kündigungen sind für Betriebsrat und die IG Metall bei EADS keine Option. Es wäre bei den Gewinnen, die der Konzern erreicht, niemandem vermittelbar, Mitarbeiter vor die Tür zu setzen."
Die Arbeitnehmervertreter warnten davor, die Aktienmärkte als Maßstab für die Unternehmensentwicklung zu nehmen. "Die Börse ist ein schlechter Ratgeber, wenn es um langfristige Unternehmensperspektiven geht", erklärten sie.
Nach der Bekanntgabe der Umbaupläne wollten am Dienstag die europäischen EADS-Betriebsräte getrennt nach Branchen beraten. Am Mittwoch und Donnerstag wollen Konzernvertreter in London mit ihren Aktionären zusammentreffen.
Enders bereitete die Umstrukturierung von EADS seit dem Scheitern der Fusion mit dem britischen Rüstungskonzern BAE Systems im vergangenen Jahr vor. Vor allem die Bundesregierung hatte den geplanten Zusammenschluss blockiert. Durch eine neue Aktionärsstruktur wurde inzwischen der Einfluss der Regierungen Deutschlands, Frankreichs und Spaniens auf EADS zurückgedrängt. Enders hatte als sein Ziel ausgegeben, dass der Konzern unabhängig von politischer Einflussnahme seine Entscheidungen treffen müsse.